Die Leutaschklamm ist ein Ergebnis von zahlreichen Prozessen, die bereits vor vielen Millionen Jahren begannen. Ein Stück Erdgeschichte läßt sich also ganz hervorragend von der
Leutaschklamm ablesen.
Vor mehr als 200 Millionen Jahren existierte der Urkontinent Pangea, der aufgrund von Strömungen im unteren Erdmantel langsam in mehrere neue Kontinente auseinanderbrach. Auch die
eurafrikanische Platte zerbrach und die beiden Platten bewegten sich voneinander weg. Der Zwischenraum füllte sich und ein Meer entstand. In diesem Meer konnten sich über Millionen
Jahre dicke Sedimentsschichten bilden.
Als sich die Plattenbewegung in der Kreidezeit umkehrte, begann der Prozess der Auffaltung. Die Sedimentschichten wurden durch das Aufeinandertreffen der Platten zerbrochen, langsam
aufgefaltet und nach oben geschoben. Auch heute kann dieses Wachstum mit bis zu 1-2mm pro Jahr in den Zentralalpen gemessen werden.
Im Bereich der Leutaschklamm treffen zwei verschiedene Kalksteinschichten aufeinander. Während im Leutaschtal das Gestein aus wasserundurchlässigem Jurakalk besteht, treten in der
Leutaschklamm Schichten von durchlässigem Wettersteinkalk auf. In diesen Wettersteinkalk konnte sich die Leutascher Ache tief einschneiden, im Gegensatz zu der breitflächigen
Ausbreitung auf dem Jurakalk im Leutaschtal.
Bereits 1880 wurde die Leutaschklamm teilweise erschlossen. Damit war die Leutaschklamm die erste erschlossene Klamm in den deutschen Alpen. Diverse Hochwasser sorgten allerdings
in den folgenden Jahrzehnten mehrfach für die Zerstörung der Stege in der Leutaschklamm.
Da die Erschließung der "alten" Leutaschklamm aber nur bis zum 23 Meter hohen Wasserfall möglich war, mußte die Idee der kompletten Erschließung der Leutaschklamm noch einige Zeit auf
Ihre Umsetzung warten.
Im August 2003 fiel dann aber endlich der Startschuß für den Bau einer modernen Konstruktion, die zum einen maximale Sicherheit für die Leutaschklamm-Besucher bieten sollte und zum
anderen möglichst nachhaltig und naturschonend sich in die Natur der Klamm einfügen lassen sollte. Mit Hilfe von finanziellen Mitteln des Europäischen Strukturfonds Euregio
Zugspitze-Wetterstein-Karwendel wurde deshalb eine "schwebende" Konstruktion verwirklicht, die absturzgefährdete Felsabschnitte umgeht, gegen Steinschlag bestmöglichst geschützt ist
und einen Hochwasserspielraum von 15 Metern gewährt.
Nun können auch Besucher ohne besondere Berg- und Klettererfahrungen die Leutaschklamm fast auf der gesamten Länge besichtigen.